Rheumatologische Reha

Rheumatische Erkrankungen verlaufen chronisch und haben Auswirkungen auf den Alltag, den Beruf und das Wohlbefinden der Betroffenen. Im Rahmen einer Rehabilitation wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, durch den die Patienten im Umgang mit der Erkrankung gestärkt werden.

Was versteht man unter Rheuma?

Entzündliches Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Es gibt über 300 verschiedene Rheumaformen, die man in entzündlich-rheumatische Erkrankungen und nicht-entzündlich-rheumatische Erkrankungen einteilen kann.

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen

  • Rheumatoide Arthritis (Synonym: chronische Polyarthritis)
  • Ankylosierende Spondylitis (Synonym: Morbus Bechterew, axiale Spondyloarthritis)
  • Psoriasisarthritis
  • Kollagenosen (z. B. Systemischer Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom, Systemische Sklerose u.a.)
  • Vaskulitiden (z .B. Riesenzellarteriitis, Granulomatose mit Polyangiitis u.a.)
  • Sarkoidose
  • Stoffwechselerkrankungen (z. B. Gicht, Pseudogicht, Hämochromatose u.a.)

Nicht-entzündliche rheumatische Erkrankungen

Welche Funktionseinschränkungen können auftreten?

Rheumatische Erkrankungen können Schmerzen und schwere Funktionsstörungen hervorrufen.

  • Gelenkentzündungen der Hände machen Probleme beim Greifen und bei der Feinmotorik.
  • Entzündungen mehrerer Gelenke verursachen Koordinationsstörungen, Steifigkeit und Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit.
  • Patienten mit Ankylosierender Spondylitis neigen zu einer Versteifung der Wirbelsäule.
  • Bei vielen Patienten mit einer Psoriasisarthritis führen die sichtbaren Hautbeteiligungen zu psychischen Problemen und zu Juckreiz.
  • Im Rahmen von Vaskulitiden und Kollagenosen können innere Organe (z.B. die Lunge, die Niere oder das Herz) geschädigt werden. Viele Patienten klagen über eine schwere Müdigkeit und Einschränkung der Leistungsfähigkeit.
  • Eine Fibromyalgie geht mit starken Schmerzen am ganzen Körper einher.

Was bewirkt Rheuma im Alltag und Beruf?

Eine Erkrankung, die zu Schmerzen, Einschränkungen der Funktion von Gelenken oder inneren Organen führt, hat Auswirkungen auf den Alltag und den Beruf.

Manche Patienten sind nicht mehr in der Lage, im bisherigen Umfang ihre Hobbys auszuüben, den Haushalt zu führen oder dem Beruf nachzugehen. Erkrankungen, die Einschränkungen im Alltag mit sich bringen, werden von den Betroffenen oft als sehr belastend empfunden.

Welche Patienten sollten eine rheumatologische Rehabilitation erhalten?

Alle Patienten mit entzündlichen und nicht-entzündlichen Rheumaerkrankungen, die deutliche Funktionseinschränkungen haben, sollten eine Rehabilitation erhalten.

Das Ziel der Rehabilitation ist die Besserung dieser Beschwerden und der Auswirkung auf Alltag und Beruf. Die Reha-Maßnahmen sollen den Patienten ermöglichen, im Berufsleben zu bleiben und Haushalt, Garten und Hobbys weiterführen zu können.

Welche Aufgaben haben Rheumatologen in der Rehabilitation?

Nicht alle Beschwerden eines Rheumapatienten haben ihre Ursache in einer akuten Entzündung.

  • Schrumpfungen der Gelenkkapseln,
  • muskuläre Ungleichgewichte und
  • degenerative Veränderungen können ebenfalls zu Schmerzen führen.

Der spezialisierte Arzt (Rheumatologe) prüft in der körperlichen Untersuchung, ob Beschwerden eines Patienten durch eine Entzündung von Gelenken oder andere Ursachen hervorgerufen werden.
Das ist sehr wichtig, weil sich daraus unterschiedliche Therapien ableiteten.

Welche Therapien werden durchgeführt?

Die Therapie ist multimodal aufgebaut - das bedeutet, dass viele Anwendungen durchgeführt werden, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken.

Ein Patient mit Rheuma macht unter Anleitung eines Therapeuten in einer Rehaklinik Sport auf einem Ergometer.
© Adam Gregor / Fotolia
  • Ärztliche Beratung
    Alle Patienten erhalten eine umfassende ärztliche Beratung. Die Prognose der Erkrankung und Therapieoptionen werden thematisiert.
  • Bewegungstherapie
    Bewegungstherapie ist ein zentrales Therapieelement der rheumatologischen Rehabilitation. Durch Bewegung wird die Entzündungslast reduziert und somit das Rheuma positiv beeinflusst. Außerdem wirkt sich Ausdauertraining positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Beim Nordic Walking werden ganze Bewegungsketten trainiert und somit komplexe Funktionsstörungen positiv beeinflusst.
  • Physiotherapie
    Die Physiotherapeuten identifizieren muskuläre Ungleichgewichte und zeigen den Patienten Übungen, die im Rahmen eines Eigentrainings durchgeführt werden.
  • Ergotherapie
    Im Rahmen von Gruppen wird die Feinmotorik der Hände trainiert. Hilfsmittel wie therapeutische Knete und thermische Anwendungen im warmen oder kalten Kies oder Raps werden eingesetzt. Fehlstellungen der Gelenke sollen so ausgeglichen und die umgebende Muskulatur gekräftigt werden. Beratungen zum Gelenkschutz erfolgen.
  • MBOR (Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation)
    Rheumatische Erkrankungen haben oft Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit im Beruf und können die Erwerbsfähigkeit bedrohen. Berufliche Probleme werden identifiziert und Lösungen erarbeitet. Empfehlungen für eine ergonomische Ausstattung des Arbeitsplatzes können den Verbleib im Arbeitsleben erleichtern. Wenn die Ausübung eines Berufes aufgrund der Erkrankung nicht mehr möglich ist, können Qualifizierungsmaßnahmen für eine leichtere berufliche Tätigkeit angeregt werden.
  • Sozialdienst
    Der Sozialdienst ist integraler Bestandteil des MBOR-Teams. Die Patienten werden über rechtliche Rahmenbedingungen zur Rente und zum Grad der Behinderung informiert.
  • Patientenschulung und Austausch
    Patienten, die gute Kenntnisse über ihre Erkrankung haben, können besser mit der Krankheit umgehen und Einschränkungen besser bewältigen. Im Rahmen von Patientenschulungen wird der Austausch von Patienten untereinander gefördert. Patientenlehrbücher und Informationsblätter werden ebenfalls genutzt.
  • Ernährung
    Die Patienten erhalten Vorträge zur Ernährung und kochen gemeinsam in der Lehrküche. Es werden Nahrungsmittel vorgestellt, die eine antientzündliche Wirkung haben und sich positiv auf Gelenke und Knochen auswirken.
  • Entspannung
    Beruflicher Stress, Zukunftsängste und Sorgen bezüglich der Krankheit führen zu Verspannungen der Nacken- und Kiefermuskulatur. Die Patienten erlernen Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, um den Stress zu reduzieren. Dadurch wird nicht nur eine Besserung der verhärteten Muskulatur erreicht, sondern auch die Entzündung positiv beeinflusst.
  • Psychologie
    Eine chronische Erkrankung, die mit Schmerzen und Funktionseinschränkungen einhergeht, kann Ängste und depressive Verstimmungen hervorrufen. Es ist Aufgabe der Psychologie, Hilfestellungen zur Krankheitsverarbeitung zu geben.
  • Psychologische Schmerztherapie
    Rheumatische Erkrankungen gehen mit chronischen Schmerzen einher. Wenn Schmerzen durch eine Therapie nicht vollständig genommen werden können, so ist die Bewertung und Akzeptanz der Schmerzen von entscheidender Bedeutung. Im Rahmen einer psychologischen Schmerztherapie erlernen die Patienten Techniken, mit chronischen Schmerzen besser umgehen zu können.
  • Balneologie und Physikalische Therapie
    Der Schwerpunkt aller modernen Rehabilitationskonzepte liegt auf aktiven Anwendungen. Passive Anwendungen, wie z.B. Moorpackungen, Soletherapie, Wannenbäder, Kneipgüsse oder Kohlendioxidbäder, haben ihren Stellenwert als Ergänzung der aktiven Anwendungen. Jedes Training stellt einen Reiz für den Körper dar, auf den er reagiert. Muskelfibrillen werden hergestellt und somit Muskeln und Sehnen gekräftigt. Dieser Vorgang kann durch balneologische Anwendungen unterstützt werden. Die Pausen werden so sehr effektiv strukturiert.
  • Nachsorge/Selbsthilfe
    Die Patienten werden motiviert, nach der Reha weiter Sport zu treiben und einer Selbsthilfegruppe beizutreten. Nur wenn Anwendungen nach der Rehabilitation weitergeführt werden, kann ein dauerhafter Rehabilitationserfolg sichergestellt werden.

Zuletzt geändert am: 13.10.2020

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