Tele-Reha-Nachsorge

Mit Stärkung des Selbstmanagements den Reha-Erfolg nachhaltig sichern

Die neue Form der Tele-Reha-Nachsorge hilft nicht nur Kliniken bei der steigenden Nachfrage an Nachsorgeplätze, sondern aktiviert zugleich das Selbstmanagement bei Rehabilitand:innen. Das führt zu langfristigem Genesungserfolg .

Was ist Tele-Reha-Nachsorge?

Mit Tele-Rehabilitation kann medizinische Rehabilitation mit digitalen Medien orts- und zeitunabhängig vermittelt werden. Patient:innen können durch den Einsatz von Kommunikationstechnologien, also

  • einem Computer,
  • einem Smartphone,
  • mit einer App,
  • per Videokonferenz oder
  • unterstützt durch sogenannte Wearables therapeutisch begleitet werden.

Als Nachsorge gelten in dem Zusammenhang alle Rehabilitationsleistungen, die im Nachgang zu einer stationären Reha stattfinden. Anstelle der herkömmlichen Face-to-Face-Reha-Nachsorge, in dem Patient:innen z.B. Physiotherapie, Schulungen, Entspannungskurse oder Ernährungsberatung vor Ort besuchen, können diese Angebote digital von überall aus wahrgenommen werden. Dadurch können Nachsorgeangebote flexibel in den Alltag eingebaut werden. Weite Fahrten oder umständliche Terminplanung entfallen.

Was sind Vorteile und Ziele der Tele-Reha-Nachsorge?

Ein wesentliches Ziel der Rehabilitation ist die Partizipation. Menschen sollen individuell gefördert werden, wieder am Leben teilzuhaben. Das beginnt bereits während des stationären Aufenthaltes und kann schon bei der Einbindung in die Behandlung und den Reha-Prozess geübt werden. Wichtig ist aber, dass in der Reha geübte neue Verhaltensweisen oder Bewegungsabläufe auch anschließend in den Alltag überführt werden und der Weg zurück ins Leben gefunden wird.

In der psychosomatischen Reha zum Beispiel sind wesentliche Ziele

  • die psychische Stabilisierung,
  • die Verbesserung der Selbstwahrnehmung und
  • Stärkung des Selbstwertgefühls sowie
  • die Erweiterung der eigenen Handlungskompetenzen.

Die Förderung des Selbstmanagements im Rahmen einer Tele-Reha-Nachsorge setzt genau dort an: Die Patient:innen setzen sich in der Nachsorge tagtäglich damit auseinander, wie sie ihre in der Reha erarbeiteten Ziele im Berufs- und im Privatleben erreichen können. Durch effektives Selbstmanagement bauen sie sich selber eine Struktur im Alltag auf, welche wiederum vor äußeren Stressfaktoren schützt und gleichzeitig das Selbstwirksamkeitserleben steigert. Die wichtigsten Grundsteine für einen langfristigen Genesungserfolg sind gesetzt.

Das Konzept der Tele-Reha-Nachsorge baut außerdem auf eine zeit- und ortsunabhängige Versorgung. Oftmals lassen sich die festen Termine für eine Nachsorgegruppe in einer Klinik nicht mit dem Alltag der Rehabilitand:innen nach der Reha vereinbaren. Tele-Reha-Nachsorge schafft nun auch für diese Zielgruppe ein Angebot. Und Reha-Kliniken können ihre Patient:innen trotz steigendem Bedarf an Nachsorgeplätzen weitere 6 Monate betreuen. Ziel ist es, den Transfer der in der Rehabilitation erlernten Verhaltensstrategien in den Alltag zu unterstützen, Rückfällen vorzubeugen und die Nachhaltigkeit der Therapieerfolge zu steigern.

Die Deutsche Rentenversicherung hat auf die wachsende Nachfrage zum Einsatz Neuer Medien als sinnvolle Ergänzung zum bisherigen Kernangebot reagiert und hat besondere Anforderungen an die Tele-Reha-Nachsorge definiert, um in diesem Feld einen einheitlichen Standard zu setzen.

Wem steht das Angebot der Tele-Reha-Nachsorge zu?

Die Teilnahme an einem Tele-Reha-Nachsorgeprogramm ist möglich, wenn zuvor eine medizinische Reha durchgeführt wurde, die bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) beantragt und durch diese auch bezahlt wurde. Dabei ist es unerheblich, ob diese stationär oder ambulant stattgefunden hat. Eine Reha-Nachsorge kann nur von Ihrem behandelnden Arzt Ihrer Rehabilitationseinrichtung verordnet und eingeleitet werden. Sprechen Sie ihn gegebenenfalls vor Ihrer Entlassung darauf an.

Wer kommt für die Kosten der Tele-Rehabilitation auf?

Die Kosten für Ihre Nachsorge übernimmt die Deutsche Rentenversicherung (DRV). Eine Zuzahlung muss in der Regel nicht geleistet werden.

Nachsorgeprogramm bei depressiven Störungen durch DE-RENA

DE-RENA ist ein durch eine Smartphone-App unterstütztes Nachsorgeprogramm für Patient:innen mit depressiven Störungen. Ziel des Nachsorgeangebots DE-RENA ist es, den Transfer der in der Rehabilitation erlernten Verhaltensstrategien in den Alltag zu unterstützen, Rückfällen vorzubeugen und die Nachhaltigkeit der Therapieerfolge zu steigern.

Zentrales Element der DE-RENA-Nachsorge ist die Tagesplanung und -bewertung mittels App unter Berücksichtigung der von den Patient:innen angestrebten Balance ihrer Lebensbereiche.

Unterstützen werden die Patient:innen bei ihrem Selbstmanagement mit der DE-RENA-App durch telefonische Kontakte mit ihrer Therapeutin oder ihrem Therapeuten aus der Klinik als persönlichem Nachsorge-Coach. Aufgrund der erschwerten Versorgung durch die Pandemie ist DE-RENA seit Juni 2021 auch für niedergelassene Nachsorgetherapeut:innen verfügbar, die als Coach ihre Patient:innen betreuen können. Diese Sonderzulassung gilt zunächst befristet bis zum Jahresende 2021. Dabei sind mehrere telefonische Kontakte zwischen Coach und Patient:in vorgesehen, in der Regel monatlich. Eine Kontaktaufnahme mit dem Coach für einen zusätzlichen Telefontermin ist bei Bedarf natürlich möglich. Umgekehrt kann der Coach bei auffälligen Verläufen den Patienten/die Patientin kontaktieren und seine Unterstützung anbieten.

1. Festlegung der Lebensbereiche & Aktivitäten:

Bereits in der Klinik legen die Patient:innen, angeleitet durch ihren Nachsorgetherapeuten, in der App ihre Lebensbereiche fest, die sie nach der Entlassung in ihrem Alltag berücksichtigen und in Balance halten wollen.

Für die Nachsorge nach der Reha werden Lebensbereiche definiert
Definierung der Lebensbereiche in der App DE-RENA

Diesen Lebensbereichen können sie konkrete Aktivitäten und Vorsätze zuordnen, die sie im Alltag umsetzten möchten. Zusätzlich können sie Hindernisse, sogenannte „Stolpersteine“ aufnehmen, die bei der Umsetzung der formulierten Vorsätze auftreten könnten. Diese persönlichen Stolpersteine werden mit entsprechenden Lösungsstrategien in der App hinterlegt, um die Patient:innen auch auf schwierige Situationen im Alltag vorzubereiten.

Ein möglicher Stolperstein könnten geschäftliche Telefonate sein, die schnell noch von zuhause geführt werden, obwohl der Vorsatz gefasst war, die Zeit ganz präsent und mit voller Aufmerksamkeit mit der Familie zu verbringen. Eine denkbare Lösungsstrategie wäre, das Diensthandy zu Hause nicht einzuschalten.

2. Anlegen einer Musterwoche:

Im zweiten Schritt planen die Patient:innen mit der Kalenderfunktion der App eine Musterwoche als Vorlage. Sie legen dabei fest, wie sie ihre Lebensbereiche im Alltag nach der Klinik verteilen möchten. Dieser Schritt erfolgt ebenfalls noch in der Klinik und fördert die Eigeninitiative und Selbstverantwortung bzw. die Selbststeuerungskompetenz der Patient:innen. Die Patient:innen bekommen dabei auch eine grafische Darstellung der Balance ihrer Lebensbereiche in der Musterwoche. Diese Verteilung zeigt ihnen, welche Lebensbereiche in der Planung großen Stellenwert einnehmen und welche eventuell zu kurz kommen. Dieses Feedback können die Patient:innen nutzen, um Anpassungen in ihrer Planung und Verteilung gleich zu Beginn vorzunehmen.

3. Tägliche Planung:

Die tägliche Planung mit der Kalenderfunktion der App funktioniert genau wie beim Anlegen der Musterwoche, indem die Patient:innen Zeitfenster für die einzelnen Lebensbereiche festlegen. Die Patient:innen planen in der App ein wenig anders als in herkömmlichen Kalender-Apps, in der immer nur einzelne Termine verplant werden können. Denn für die Tagesplanung in der App kann die Vorlage aus der Musterwoche ganz einfach übernommen, ein Tag individuell angepasst oder frei aufgesetzt werden. Sie können den einzelnen Zeitfenstern, die sie in den Tag eingeplant haben, konkrete Aktivitäten zuweisen, die sie umsetzen wollen. Auch Vorsätze und Stolpersteine, die Sie dabei im Auge behalten wollen, sind leicht zuzuordnen.

4. Eigene Bewertung:

Rückblickend bewerten die Patient:innen ihren Tagesplan im Detail: Sie bewerten ihr Befinden in den einzelnen Zeitfenstern und die Umsetzung ihrer Vorsätze. Sie geben an, ob Stolpersteine aufgetreten sind und wie gut es ihnen gelungen ist, sie mit ihren Strategien zu bewältigen. Sie erhalten dabei eine unmittelbare und fortlaufende Rückmeldung zur Balance ihrer Lebensbereiche und zu ihren Bewertungen. Zusätzlich füllen die Patient:innen alle 14 Tage über die App einen Depressionsfragebogen aus.

Mehrere Screenshots aus der App DE-RENA.
Depressionsfragebogen und Auswertungen in der App DE-RENA

5. Eigene Kontrolle:

Verschiedene Entwicklungsverläufe werden in der App visuell und übersichtlich dargestellt: Wie hat sich das Tagesbefinden entwickelt? Wie hat sich das Befinden in einzelnen Lebensbereichen verändert? Wie kommt der Patient / die Patientin mit der Umsetzung der gesetzten Vorsätze voran? Die Patient:innen bekommen fortlaufende Rückmeldungen darüber, wo sie gerade in ihrer Entwicklung stehen, sie werden für Fortschritte bestärkt und auf Schwierigkeiten hingewiesen. Sie behalten sich selbst und ihr Verhalten im Blick.

6. Studie bestätigt den Erfolg der Tele-Reha-Nachsorge

Implementierbarkeit, Akzeptanz und Wirkung von DE-RENA wurde in einer von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) geförderten Studie untersucht. Die Studie wurde in der MEDIAN Klinik für Psychosomatik Bad Dürkheim sowie einer DRV eigenen Rehaklinik durchgeführt. Die Studie zeigt, dass sich das DE-RENA-Nachsorgekonzept gut in die Abläufe und Angebote der Kliniken implementieren lässt. Außerdem wurde eine hohe Akzeptanz bei Patient:innen und Therapeut:innen verzeichnet. Die Rehabilitand:innen konnten mit DE-RENA ihre in der Klinik erreichten Fortschritte aufrechterhalten und weiter ausbauen. Diese positiven Ergebnisse führten dazu, dass die Deutsche Rentenversicherung DE-RENA im Januar 2020 als Regelangebot in der Nachsorge anerkannt hat. Dadurch können Reha-Kliniken ihr Nachsorgeprogramm über das standardisierte Antrags- und Abrechnungsverfahren mit der DRV um das Konzept der Tele-Rehabilitation erweitern.

Bei Interesse zu DE-RENA können Sie sich unter www.de-rena.de weiter zu diesem Tele-Rehe-Nachsorgekonzept informieren.

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DE-RENA für Kliniken

zuletzt geändert am: 01.07.2021

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