Oberschenkelhalsbruch

Der Oberschenkelknochen (Femur) ist der längste Knochen im Körper. Am oberen Ende des Knochens befindet sich ein abgewinkelter Hals mit einem kugeligen Hüftkopf. Zusammen mit der Hüftpfanne des Beckens bildet der Hüftkopf das Hüftgelenk. Durch Gewalteinwirkung kann der Oberschenkelhals brechen und so den Hüftkopf vom Schaft des Femurs trennen. Bei einem Oberschenkelhalsbruch ist die Operation die Therapie der Wahl.

Was ist ein Oberschenkelhalsbruch?

Zum Oberschenkelknochen gehören vier Anteile und zwar der Kopf, der Hals, der Schaft und die obere Hälfte des Kniegelenkes. Der Oberschenkelknochen bildet mit dem Beckenknochen zusammen das Hüftgelenk. Kommt es zu einem Oberschenkelhalsbruch, dann befindet sich der Bruch genau zwischen Kopf und Schaft des Oberschenkelknochens. Das betroffene Bein ist nicht mehr in der Lage, den Körper zu tragen und es treten zumeist starke Schmerzen auf.

Ursachen eines Oberschenkelhalsbruches

Ein Oberschenkelhalsbruch kommt typischerweise bei älteren Personen vor. Diese sind häufiger betroffen, weil es mit zunehmendem Alter zu einer Veränderung der Knochenstruktur kommt. Hierfür ist die Verminderung der Knochensubstanz, die sogenannte Osteoporose, verantwortlich. Bei dieser Erkrankung werden vor allem die lasttragenden inneren Verstrebungen der Gelenkenden, die Spongiosa abgebaut. Besonders der Bereich des Schenkelhalses ist dadurch geschwächt und es kann schon bei leichteren Stürzen zu einer Fraktur kommen. Ein einfaches Stolpern kann bei Senioren bereits ausreichen, um eine Schenkelhalsfraktur zu verursachen. Oberschenkelhalsbrüche treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern.

Frakturen im Bereich des Oberschenkelhalses kommen auch bei jüngeren Menschen vor. Bei jüngeren Patienten liegt diesem allerdings zumeist ein größeres Trauma wie ein Autounfall zugrunde.

Darstellung zweier Oberschenkel-Modelle. Ein Modell zeigt einen gesunden Oberschenkelknochen. Das andere Modell zeigt einen Bruch des Oberhalsknochens.
Oberschenkelhalsbruch © crevis / Fotolia

Symptome eines Oberschenkelhalsbruches

Zu den typischen Symptomen eines Oberschenkelhalsbruches gehören starke Schmerzen. Es treten Rotations- und Stauchungsschmerzen in der Hüfte und der Leiste auf. Bewegt der Arzt das Hüftgelenk, dann werden die Schmerzen stärker. Der Betroffene kann das Bein nicht mehr aktiv bewegen. Als Begleitverletzungen können Prellungen vorhanden sein. Blutergüsse zeigen sich oft erst nach einigen Tagen durch Hautverfärbungen meist am inneren Oberschenkel.

Für den Arzt sind Schenkelhalsfrakturen auch an Anzeichen wie einem verkürzten Bein und einer Außenrotation des betroffenen Beins zu erkennen. Handelt es sich um einen stabilen, lediglich eingestauchten Bruch im Bereich des Oberschenkelhalses, können die Symptome sehr milde ausfallen und der Bruch wird möglicherweise erst nach mehreren Tagen als Quelle zunehmender Schmerzen entdeckt.

Wie wird ein Oberschenkelhalsbruch behandelt?

Die Therapie eines Oberschenkelhalsbruches hängt von verschiedenen Faktoren ab. In den meisten Fällen muss ein Oberschenkelhalsbruch im Rahmen einer Hüft-OP operiert werden. Nur in wenigen Fällen ist eine konservative ohne Operation Behandlung möglich. So können beispielsweise stabile, lediglich eingestauchte Frakturen des Oberschenkelhalses konservativ behandelt werden.

Soll der Hüftkopf erhalten werden ist es wichtig, dass der Arzt die operative Stabilisierung innerhalb von 24 Stunden vornimmt. Sonst kann durch die gestörte Durchblutung der Hüftkopf absterben, was man Hüftkopfnekrose nennt. Häufig haben ältere Personen im Anschluss an einen Oberschenkelhalsbruch Einschränkungen in der Beweglichkeit und benötigen Hilfe im Alltag. Um weitere Probleme und den Verlust von Muskelmasse zu vermeiden, hat der Arzt das Ziel, dass der Patient das betroffene Bein so schnell wie möglich wieder einsetzen kann. Durch die Verwendung von belastungsstabilen Implantaten kann eine rasche Mobilisierung erfolgen.

Konservative vs. operative Behandlung einer Schenkelhalsfraktur

Handelt es sich um eine stabile Schenkelhalsfraktur und klagt der Betroffene nur über geringe Schmerzen, wird der Arzt das betroffene Bein entlasten und Schmerzmittel verordnen. Krankengymnastik hilft dabei, die Beweglichkeit des Beines wiederherzustellen. Eine konservative Behandlung ist in den meisten Fällen jedoch nicht möglich. Die Behandlung erfolgt dann durch eine Operation. Der Arzt wählt je nach Ausgangslage zwischen unterschiedlichen Operationsmethoden.

OP: Hüftkopferhaltende und hüftkopfersetzende Maßnahmen

Mediziner unterscheiden zwischen operativen Verfahren, bei denen der Hüftkopf erhalten bleibt, und solchen, bei denen der Hüftkopf ersetzt wird. Für welche Methode sich der Arzt entscheidet, hängt unter anderem von Faktoren wie der Form des Bruches, dem Alter und dem Allgemeinzustand des Patienten ab.

Für hüftkopferhaltende Maßnahmen eignen sich eher jüngere, mobile Patienten. Der Operateur positioniert die Bruchstücke des Knochens während der Operation wieder richtig und fixiert sie durch Schrauben, Platten und andere Hilfsmittel. Dieses Verfahren wählt der Arzt nur, wenn er von einer ausreichenden Durchblutung des Knochens und einer damit verbundenen schnellen Heilung ausgehen kann.

Sind ältere Patienten von einem Oberschenkelhalsbruch betroffen, wird der behandelnde Arzt häufig zu einer hüftkopfersetzenden OP raten. Bei der hüftkopfersetzenden Operation wird eine Endoprothese, ein künstlicher Gelenkersatz, eingesetzt. Die künstliche Prothese ersetzt den Oberschenkelkopf und bei Bedarf auch die Gelenkpfanne. Werden Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne durch eine Prothese ausgetauscht, spricht man von einem künstlichen Hüftgelenk oder auch einer Totalendoprothese.

Vorteile eines künstlichen Hüftgelenks

Im Gegensatz zur hüftkopferhaltenden OP ist der Patient mit einem künstlichen Hüftgelenk schneller wieder mobil. Betroffene können bereits wenige Tage nach dem Einsetzen des künstlichen Hüftgelenks mit Krankengymnastik beginnen. Künstliche Hüftgelenke kommen nicht nur bei einem Oberschenkelhalsbruch, sondern auch bei einem Verschleiß des Hüftgelenks zum Einsatz.

Risiken bei der Operation eines Oberschenkelhalsbruches

Bei der Operation eines Oberschenkelhalsbruches kommt es vergleichsweise selten zu Komplikationen. Mögliche Komplikationen sind

  • Nachblutungen,
  • Verletzungen von Nerven oder Gefäßen sowie
  • Wundheilungsstörungen.

Der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks kann zu einem größeren Blutverlust führen. Infektionen können bei einer operativen Behandlung des Oberschenkelhalses auftreten, sind jedoch ebenfalls selten. Jede Verletzung oder Operation der Hüftregion geht mit einem stark erhöhten Risiko für eine Thrombose der Beinvenen einher. Dabei verursacht ein Gerinnsel in den Blutgefaßen einen Rückflußstau des Blutes. Bei Verschleppung des Gerinnsels über das Herz in die Lunge kann eine lebensbedrohliche Lungenembolie entstehen. Deshalb wird nach Verletzung des Beckens und OP der Hüfte vorbeugend mit einem antithrombotischen Medikament behandelt, was der Volksmund "Blutverdünnung" nennt.

In seltenen Fällen kann die Prothese den Knochen verletzen und muss ausgetauscht werden. Durch Zerreissung der versorgenden Blutgefäße am Schenkelhals beim Unfall kann es zu Durchblutungsstörungen und damit zum Absterben des Hüftkopfs (Hüftkopfnekrose) kommen. Da das Risiko einer Hüftkopfnekrose mit zunehmendem Alter steigt, raten Ärzte insbesondere älteren Patienten häufig zu einem komplett künstlichen Hüftgelenk.

Rehabilitation nach einem Oberschenkelhalsbruch

Bei stabilen Knochenverhältnissen wird nach der Akutbehandlung eine Rehabilitation durchgeführt. In der Reha wird die Beweglichkeit beübt, die Kraft trainiert und ein sicheres Gangbild eingeübt. Schmerzen werden entsprechend behandelt. Besonders wichtig ist das Trainieren von Aktivitäten des täglichen Lebens. Dabei lernt der Patient sich trotz der aktuellen Einschränkungen wieder selbst zu versorgen. Tätigkeiten, die zeitweilig problematisch sind, werden durch Hilfsmittel wie Strumpfanzieher, Greifzange und ähnlichem erleichtert. Besonders bei Senioren soll eine andauernde Pflegebedürftigkeit vermieden werden.

Im Team der Rehabilitation sind neben Ärzten wie Unfallchirurgen, Reha-Medizinern und Geriatern auch Pflegekräfte, Physiotherapeuten und andere medizinisch tätige Personen beteiligt. Senioren müssen nach einem Oberschenkelhalsbruch intensiv betreut werden und die richtige Behandlung erhalten, um wieder zu ihrer früheren Mobilität und Selbstständigkeit zurückzufinden. Die Heilungsdauer nach einer Oberschenkelhalsfraktur hängt von Faktoren wie dem Alter und der Art des Bruches ab.

Oberschenkelhalsfraktur – so beugen Sie vor

Durch einfache Maßnahmen können Sie dem Risiko, durch Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zu erleiden vorbeugen.

  • Lassen Sie Grunderkrankungen wie Fehlsichtigkeit, Herzerkrankungen und Diabetes möglichst frühzeitig behandeln, um Stürze als Folge dieser Erkrankungen zu vermeiden.
  • Mit einer kalziumreichen Ernährung und regelmäßiger Bewegung können Sie einer Osteoporose entgegenwirken und werden weniger anfällig für Knochenbrüche.
  • In der Winterzeit kann auch bei Gesunden die Gabe von Vitamin D sinnvoll sein, auf jeden Fall jedoch bei einer nachgewiesenen Osteoporose.
  • Vor allem bei Frauen in den Wechseljahren sollte durch eine Knochendichtemessung die Knochensubstanz beurteilt werden, um eine Osteoporose frühzeitig behandeln zu können.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, was Sie für stabile Knochen tun können.

Zuletzt geändert am: 02.06.2020

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