Lungenembolie

Offiziellen Angaben zufolge erkrankt in Deutschland eine Person von 1000 Einwohnern an einer Lungenembolie. Dabei trifft diese schwere Erkrankung ältere Menschen häufiger als jüngere. Im Krankenhaus zählt die Lungenembolie gar zu den häufigsten Todesursachen.

Was ist eine Lungenembolie?

Mediziner sprechen von einer Embolie, wenn ein Stoff oder ein Blutgerinnsel (Thrombus) in ein Blutgefäß eingeschwemmt wird und dort für eine Verstopfung sorgt. Das heißt, dass beispielsweise das Gerinnsel den Fluss des Blutes stoppt oder stark verlangsamt und damit das Blutgefäß mehr und mehr blockiert. Bei der Lungenembolie ist eine Lungenarterie verstopft – das sauerstoffarme Blut gelangt nicht mehr vom Herzen in die Lunge. Das kann schnell lebensbedrohlich werden! Wichtig zu wissen ist, dass die Blutgerinnsel, die für eine Lungenembolie sorgen, überall im Körper entstehen können. Selbst ein Gerinnsel aus einer Beinthrombose kann die schwerwiegende Erkrankung auslösen.

Wie entsteht die Lungenembolie?

Das rechte Herz ist dafür zuständig, Blut in die Arterien der Lungenstrombahn zu pumpen. Von hier aus gelangt es zu den Lungenbläschen, diese wiederum reichern das Blut mit Sauerstoff an. Teilweise führt das Blut aber nicht nur Kohlendioxid mit, sondern auch kleinste Partikel. Dies können etwa Teile einer Thrombose in den Beinvenen sein oder sogar Fettteile, auch wenn diese viel seltener vorkommen. Sie können durch Bakterien, Tumorzellen oder durch eine Operation im Körper freigesetzt werden und schwimmen durch die Blutbahn. Ein Gefäß verstopft dann und das Blut kann nicht mehr ungehindert fließen. Sofern dieser Pfropf in einer kleinen Arterie sitzt, bleibt er meist sogar unbemerkt. Bei einem größeren Blutgefäß hingegen kann die Sache rasch lebensbedrohlich werden!

In der Regel ist es nie das ganze Blutgerinnsel, welches am Ende zu einer Lungenembolie führt. Meist handelt es sich lediglich um kleine Partikel davon. Doch die Lungengefäße werden immer enger und enger, bis auch ein kleines Partikelchen nicht mehr hindurchpasst. Dieses setzt sich fest und sorgt für einen Blutstau. Danach bilden sich immer mehr Gerinnsel in den Lungengefäßen, das rechte Herz muss nun gegen den erhöhten Druck anpumpen. Das linke Herz wird nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt, der Blutdruck fällt ab. Die Herzkranzgefäße werden nicht genug durchblutet, die Herzleistung sinkt. Außerdem bekommen Körper und Organe zu wenig sauerstoffreiches Blut, es zeigen sich Müdigkeit und Atemnot.

Anatomische Darstellung einer Lungenembolie.
© bilderzwerg / Fotolia

Risikofaktoren für eine Lungenembolie

Bettlägerige Menschen unterliegen einem höheren Risiko für eine Lungenembolie als agile Personen, denn die fehlende Bewegung sorgt für eine insgesamt schlechtere Durchblutung des Körpers. Daher ist auch das Risiko nach einer Operation sehr hoch. Zu den allgemeinen Risikofaktoren zählen aber auch

  • Krampfadern
  • Herzerkrankungen
  • Übergewicht
  • Einnahme der Pille
  • Rauchen
  • Drogenkonsum
  • Schwangerschaft
  • Einnahme bestimmter Medikamente

Hinzu kommen einige Erkrankungen, bei denen das Risiko einer Lungenembolie deutlich erhöht ist. Die Leberzirrhose ist ein Beispiel für eine derartige Erkrankung und auch einige bösartige Tumore (Krebs) können für Embolien der Lunge sorgen.

Symptome und Anzeichen einer Lungenembolie

Die Symptome hängen unter anderem davon ab, wie rasch die Gerinnsel die Lungengefäße verschließen. So kann sich eine leichte Luftnot ebenso zeigen wie Herzrasen oder verschiedene Schocksymptome. Zu den häufigsten Anzeichen einer Lungenembolie zählen

  • Luftnot
  • Atembeschwerden
  • Husten
  • Brustschmerzen
  • Todesangst und Beklemmungsgefühle
  • Herzrasen
  • Ohnmacht
  • Herz-Kreislauf-Stillstand

Bevor die Lungenembolie überdeutlich wird, warnt der Körper meist bereits durch kurze Schwindelanfälle, Herzrasen oder –stolpern vor. Tritt dabei auch eine Thrombose auf (zu spüren an einem geschwollenen Bein, das schmerzt und gerötet ist), sollten Sie schleunigst den Arzt aufsuchen.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Stellt sich der Patient dem Arzt vor, so wird dieser eine gründliche Anamnese durchführen. Dabei geht es nicht nur um die aktuellen Beschwerden, sondern auch um die Krankengeschichte sowie um vorliegende Risikofaktoren für eine Thrombose und eine nachfolgende Lungenembolie. Beim Abhören von Herz und Lunge zeigen sich teilweise bereits erste Hinweise auf die Erkrankung.

Außerdem muss der Patient Blut für eine Blutuntersuchung abgeben. Das Labor bestimmt dann unter anderem

  • die Gerinnungswerte,
  • die Blutgase sowie
  • die D-Dimere.

Die Blutgase geben Auskunft darüber, wie es um die Sauerstoffversorgung des Körpers bestellt ist, die D-Dimere zeigen, ob im Körper Hinweise auf einen verstärkten Abbau von Blutgerinnseln zu finden sind. Eine Röntgenuntersuchung reicht in dem Fall nicht aus, sie wird aber gern ergänzend vorgenommen. Damit ist es möglich, einen vorliegenden Verdacht zu erhärten oder weiterhin anzuzweifeln.

Die weitere Untersuchung per Ultraschall zeigt, ob das rechte Herz besonders belastet ist, teilweise ist hierbei sogar ein Gerinnsel erkennbar. Bekommt der Patient radioaktiv markierte Substanzen gespritzt, kann der Arzt durch die Lungenszintigrafie die Durchblutung sowie die Belüftung der Lunge erkennen. Eine definitive Diagnose ist aber auch damit nicht möglich.

Besser und genauer ist die CT-Angiografie. Hierbei spritzt der Arzt ein Röntgenkontrastmittel in die Vene, die Gefäße sind dann über das Spiral-CT darstellbar. Ist dabei nichts erkennbar, besteht immer noch die Möglichkeit einer kleinen Embolie in den Randgefäßen, diese lassen sich durch die Untersuchung nicht darstellen.

Besteht der dringende Verdacht darauf, wird der Arzt einen Katheter in die Arterie einführen und eine sogenannte Pulmonalisangiografie vornehmen. Allerdings ist diese Untersuchung mit hohen Risiken verbunden, der Arzt führt sie heute nur noch durch, wenn keine der anderen Diagnosemethoden zu einem sicheren Ergebnis führt.

Schematische Darstellung der Lunge im menschlichen Körper.
Die Lunge © yodiyim / Fotolia

Behandlung einer Lungenembolie

Wurde durch Labor- und Ultraschalluntersuchungen sowie durch die Anamnese die Diagnose Lungenembolie gestellt, gilt es, rasch eine geeignete Behandlung einzuleiten. Die Therapie findet im Krankenhaus statt, wobei der erste Schritt in Richtung Genesung „Bettruhe“ lautet. Der Arzt verabreicht dann Schmerz- und Beruhigungsmittel, teilweise bekommt der Patient Sauerstoffgaben.

Als Mittel der Wahl setzt der Arzt Heparin ein. Dieses Medikament verdünnt das Blut und hindert das Gerinnsel am Wachsen. Parallel zu dieser Infusion nimmt der Patient Tabletten, deren Dosis sich nach den vorliegenden Risikofaktoren richtet und die teilweise ein Leben lang eingenommen werden müssen.

Während sich kleine Gerinnsel oft selbst auflösen, wird der Arzt bei größeren etwas nachhelfen müssen: Ein Katheter sorgt dafür, dass das Blutgerinnsel durchstoßen und wieder durchgängig gemacht wird. In seltenen Fällen hilft eine Operation dabei, das Gerinnsel zu entfernen.

Reha nach der Akutbehandlung

Während die Akutbehandlung darauf abzielt, die lebensbedrohlichen Zustände einer Lungenembolie zu beseitigen, soll die Reha als Langzeittherapie und zur Verhinderung einer erneuten Erkrankung angewendet werden. Geschulte Therapeuten sorgen dafür, dass eventuelle Folgen der Embolie kontrollierbar werden (z. B. ein erhöhter Blutdruck) und verordnen geeignete Übungen, um wieder mobil zu werden und erneute Gerinnsel zu verhindern. Damit einhergehen kann ein Übungsprogramm, in dessen Rahmen bestimmte Risikofaktoren gänzlich ausgemerzt werden (Drogen, Rauchen).

Wichtig ist auch, durch die Reha eine Verbesserung der Lungenfunktion zu erreichen. Krankengymnastik im Schwimmbad und Atemphysiotherapie stehen daher auf dem Reha-Plan, auch eine Inhalationstherapie oder Ergotherapie findet Anwendung. Die Patienten sollen lernen, wie sie selbst die Blutgerinnung überwachen können. Sie bekommen eine Ernährungsberatung sowie bei Bedarf psychologische Hilfe.

Zuletzt geändert am: 21.02.2020

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