Parkinson

Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit und derzeit diejenige neurologische Erkrankung, die in der Bevölkerung am stärksten zunimmt. Wir gehen davon aus, dass ca. 2 % der Menschen über 60 Jahren an Parkinson leiden. Die Ursache der Erkrankung ist in den meisten Fällen nicht bekannt. Derzeit sind nur symptomatische Therapien möglich. In den letzten Jahren hat die Bedeutung für nicht medikamentöse Therapien in der Behandlung von Parkinson konstant zugenommen.

Was sind die Ursachen für Morbus Parkinson?

Bei Patienten mit Morbus Parkinson sterben Zellen im Mittelhirn, die den Botenstoff Dopamin produzieren, ab. Wenn ca. 60 % dieser Zellen abgestorben sind, tritt das klinische Bild eines Parkinson-Syndroms mit Bewegungsarmut auf.

Die Ursache für das Absterben der dopaminergen Zellen im Mittelhirn kennen wir in den allermeisten Fällen nicht. In wenigen Fällen können genetische Veränderungen als Ursachen diagnostiziert werden. Wir gehen heute davon aus, dass es sich in den aller meisten Fällen um eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren handelt.

Neben dem Morbus Parkinson gibt es auch atypische Parkinson-Syndrome. Bei diesen Parkinson-Syndromen sterben die Rezeptoren (Annahmestellen) für das Dopamin in den tiefen Hirnstrukturen ab, so dass das Dopamin seine Wirkung im Hirn nicht mehr entfalten kann. Dies führt zu anfänglich sehr ähnlichen Symptomen wie beim Morbus Parkinson, diese Erkrankungen verlaufen meist schneller fortschreitend und mit zusätzlichen Begleitsymptomen wie Blutdruckstörungen, Augenbewegungsstörungen oder Gedächtnisverlust. Zudem können Parkinson-Syndrome auch auftreten, wenn andere Ursachen die Tiefenhirnstrukturen (Basalganglien) beeinträchtigen. Das ist zum Beispiel bei bestimmten Hirnblutungen, Infektionen oder einem veränderten Hirndruck der Fall.

Typische Symptome bei Morbus Parkinson

Bereits vor über 200 Jahren wurde die Erkrankung beschrieben durch James Parkinson. Als Hauptsymptome beschrieb er das Zittern (Tremor), die Muskelsteifigkeit (Rigor) und die Unterbeweglichkeit (Akinese/Hypokinese). Diese motorischen Symptome schränken die Beweglichkeit ein. Das zeigt sich häufig schon früh in einer Beeinträchtigung der Schrift, häufig wird die Stimme monoton und leise und in vielen Fällen kommt es im Verlauf zu einem zunehmend kleinschrittigem Gangbild. Anfänglich sprechen all die Symptome gut auf Medikamente an, im Verlauf wechselt das Ansprechen der Symptome jedoch zunehmend. Dies macht die Behandlung durch Medikamente im fortgeschrittenem Stadium schwieriger. Heutzutage werden zunehmend nichtmedikamentöse Therapien etabliert, um die Sprache und die Motorik positiv zu beeinflussen.

Neben den motorischen Symptomen treten auch nichtmotorische Symptome auf. Häufig besteht schon Jahre vor den motorischen Symptomen eine Riechstörung, Obstipation, Schlafstörung oder eine gedrückte Stimmungslage. Im Verlauf der Erkrankung können auch andere nichtmotorische Symptome wie zum Beispiel Blutdruckstörungen, Augenbewegungsstörungen, kognitive Beeinträchtigungen oder Störungen beim Wasserlassen auftreten.

Nervenimpulse im Gehirn
© whitehoune / Fotolia

Therapien bei Parkinson

Kausale Therapien, die Ursache des Morbus Parkinson behandeln, sind derzeit nicht bekannt. Als Symptomatische Therapien kommen medikamentöse, nicht medikamentöse und auch operative Verfahren in Frage.

Die medikamentösen Therapien beruhen insbesondere auf dem Ersatz des Dopamins. Dies geschieht in der Regel dadurch, dass man eine Vorstufe des Dopamins (Levodopa) oral verabreicht. Diese Substanz wird vom Körper zu Dopamin verstoffwechselt und in den Hirnzellen aufgenommen. Alternativ gibt es Dopaminagonisten. Diese Substanzen setzen an den gleichen Rezeptoren wie das Dopamin an. Dopaminagonisten haben in der Regel jedoch eine längere Halbwertszeit. Die unterschiedlichen Medikamente haben unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile. Deshalb ist die medikamentöse Behandlung immer in enger Absprache zwischen dem Patienten und dem Arzt durchzuführen.

Nichtmedikamentöse Therapien gewinnen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Speziell für Parkinson entwickelte Sprachtherapien üben mit dem Patienten ganz gezielt ein moduliertes und lautes Sprechen. Studien haben gezeigt, dass diese Verbesserung zum Teil über mehrere Monate, sogar Jahre anhalten kann. Auch wurden spezielle Bewegungs-Trainingsformen mit sehr großamplitudigen Bewegungen für Parkinson-Patienten entwickelt. Auch hier gibt es mittlerweile gute Studien die zeigen, dass derart intensive Übungen die Beweglichkeit bei Parkinson-Patienten signifikant verbessern und diese Verbesserungen auch mehrere Monate anhält. Weiterhin gibt es Studien darüber, dass intensive sportliche Aktivität zum Beispiel durch Tanz oder Tai Chi nicht nur die Ausdauer sondern auch die Beweglichkeit und Koordination bei Parkinson spürbar verbessern. Nicht medikamentöse Therapien haben daher Eingang in die Leitlinien-Empfehlungen vieler Fachgesellschaften gefunden.

Zusätzlich gibt es noch operative Therapieverfahren der Tiefenhirnstimulation und Pumpentherapien. Diese Verfahren sind ebenfalls seit über 20 Jahren im Einsatz und in einigen Patientengruppen haben sie eine große Bedeutung. Diese Therapien werden vornehmlich eingesetzt, wenn die Parkinsonmedikamente nicht mehr konstant wirken und es zu einer fluktuierenden Ausprägung der Parkinson-Symptome kommt. Dies ist in der Regel nach sechs bis zehn Jahren der Fall. Die Entscheidung für diese Therapien muss sehr individuell getroffen werden.

Neurologische Rehabilitation bei Morbus Parkinson

Die neurologische Rehabilitation bei Morbus Parkinson nimmt an Bedeutung beständig zu. In den letzten Jahren wurde zunehmend anerkannt, dass nicht medikamentöse Therapien wie Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, Sporttherapie und adjuvant-physikalische Maßnahmen frühzeitig beginnen müssen, damit die Patienten optimal von diesen Therapien profitieren und der Krankheitsverlauf damit positiv beeinflusst wird. Die intensive Behandlung sollte für drei bis sechs Wochen erfolgen. Die Wiederholung einer intensiven Rehabilitation ist alle ein bis zwei Jahre vorgesehen. Die Frequenz und Intensität der Therapien muss jedoch nach individuellen Krankheitssymptomen eines jeden Patienten unterschiedlich angesetzt werden.

Eine neurologische Rehabilitation im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung ist insbesondere sinnvoll nach der Versorgung mit einer Tiefenhirnstimulation oder einer Medikamentenpumpe oder aber auch nach einem akut-stationären Aufenthalt zur medikamentösen Optimierung, um die Effekte einer stationären Behandlung weiter zu optimieren.

Nachsorge nach einem stationären Aufenthalt

Nach dem stationären Aufenthalt ist die Weiterversorgung im ambulanten Umfeld sehr wichtig. Hierzu müssen alle, die den Patienten weiter betreuen, der Hausarzt, die weiterbetreuenden Therapeuten aber auch die Angehörigen und ggf. Pflegedienste über den bisherigen Verlauf und die notwendigen Veränderungen informiert werden. Häufig ist es auch sinnvoll weitere sozialmedizinische Verfahren einzuleiten, wie zum Beispiel den Grad der Behinderung oder einen Pflegegrad zu beantragen. Für die Nachsorge kann es auch wichtig sein, Kontakte zum Beispiel zur Selbsthilfeorganisationen herzustellen.

Eine ältere Dame wird durch eine Mitarbeiterin einer Rehaklinik bei dem Ausfüllen eines Sudokus unterstützt.
© Robert Kneschke / Fotolia

Voraussetzungen für eine Rehabilitation bei Parkinson

Hauptaufgabe einer Rehabilitation ist es, die Erwerbsfähigkeitsminderung abzuwenden, den Arbeitsplatz durch die Rehabilitationsmaßnahmen zu erhalten und die Pflegebedürftigkeit des Patienten zu vermeiden. Dazu muss die Selbstständigkeit gewahrt werden und klinische Symptome, die den Patienten im Alltag beeinträchtigen, behandelt werden. Das heißt, die Rehabilitation muss aus medizinischer Sicht erforderlich sein. Die Rehabilitationsbehandlung wird in der Regel vom Hausarzt oder Facharzt beantragt. 

zuletzt geändert am: 14.02.2020

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