Geriatrische Reha

Eine geriatrische Rehabilitation ermöglicht es älteren Patienten, direkt nach der Akut-Behandlung im Krankenhaus ihre Selbstständigkeit im Alltag zurückzuerlangen. Auch wenn nur ein Teil von ihnen später wieder selbstständig leben kann, bewirkt die Reha-Maßnahme oft eine bessere Bewältigung des Alltags.

Was versteht man unter einer geriatrischen Reha?

Die geriatrische Rehabiliation ist eine besondere Form der Rehabilitation, die die Besonderheiten bei älteren Menschen berücksichtigt. Das Ziel der Rehabilitation ist die Wiederherstellung der Selbstständigkeit und die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit älterer Patienten. Aufgenommen werden ältere Patienten, die nach einer Operation oder schweren Krankheit in ihrem Alltag eingeschränkt sind. Die Rehabilitation erfolgt in stationärer oder teilstationärer Versorgung. Bei letzterer erhält der Kranke seine benötigten Anwendungen in der Reha-Klinik und verbringt den Rest des Tages und die Wochenenden zu Hause.

Die behandelten Patienten sind im Durchschnitt 80 Jahre alt und haben eine Haupterkrankung und zirka fünf ebenfalls behandlungsbedürftige Leiden. Auch, wenn manche der Reha-Patienten nicht wieder vollständig genesen, verbessert der Aufenthalt in der geriatrischen Einrichtung ihre Lebensqualität deutlich.

Die Antragstellung erfolgt in der Regel über das behandelnde Krankenhaus. Der Antrag kann aber auch von einem Hausarzt oder Facharzt gestellt werden. Nach der Bewilligung durch die zuständige Krankenkasse erfolgt die Einweisung in eine geeignete geriatrische Rehabilitationseinrichtung.

Eine alte Frau sitzt in einem Stuhl und führt Hantelübungen aus. Dabei wird sie in der geriatrischen Reha von einer Ärztin unterstützt.
© Robert Kneschke / Fotolia

Wann ist eine geriatrische Rehabilitation notwendig?

Die geriatrische Reha ist vor allem nach altersbedingten schweren Erkrankungen und Verletzungen durch Stürze erforderlich. Da Verletzungen durch Stürze bei Menschen dieses Alters oft gehäuft auftreten, spricht der Mediziner auch vom sogenannten Sturz-Syndrom.

Weitere medizinische Indikationen, die eine Behandlung in einer geriatrischen Reha-Klinik erforderlich machen, sind:

  • stark eingeschränkte Mobilität infolge von Schlaganfall,
  • ein Unfall,
  • aktivierter Arthrose,
  • chronische Schmerzen,
  • Inkontinenz,
  • gestörte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme,
  • häufiger Schwindel,
  • Altersdepression und
  • eine verringerte geistige Leistungsfähigkeit.

Darüber hinaus führen auch Diabetes mellitus und seine Spätfolgen, neurodegenerative Krankheiten wie Morbus Parkinson oder auch Demenzerkrankungen sowie Herz- und Gefäßerkrankungen zu einer Einweisung in eine geriatrische Reha-Klinik.

Diese Erkrankungen verursachen in der Regel funktionelle Ausfälle, die zu einer sogenannten Fähigkeitsstörung führen. Das bedeutet, dass der Patient bei den Alltagsaktivitäten auf personelle Hilfe angewiesen ist. Zum Beispiel führt ein Schlaganfall häufig zu einer Halbseitenlähmung (funktioneller Ausfall), die dazu führt, dass der Patient sich nicht waschen oder ankleiden kann und somit auf fremde Hilfe angewiesen ist. Diese funktionellen Ausfälle und die damit verbundenen Fähigkeitsstörungen im Alltag zu erfassen, ist die Aufgabe der geriatrischen Rehabilitation. Dies geschieht durch das sogenannte „Geriatrische Assessment“, das nichts anderes bedeutet, als eine Bestandsaufnahme der Ausfälle und Fähigkeiten des Patienten. Diese Bestandsaufnahme erfolgt in einem multiprofessionellen Team, dem neben dem Arzt, der Pflegedienst, die Physiotherapie, die Ergotherapie, die Logopädie, der Sozialdienst angehören. All diese Berufsgruppen führen mit dem Patienten standardisierte Untersuchungen und Testverfahren durch, um die Fähigkeiten und Ausfälle bei den Alltagsaktivitäten des Patienten zu ermitteln.

Die stationäre Reha erfolgt, wenn

  • der Patient nach dem Klinik-Aufenthalt noch eine ständige ärztliche Überwachung oder eine Pflege durch Pflegepersonal benötigt,
  • der Patient noch deutlich funktionelle Einschränkungen aufweist, die ihn in seiner Alltagskompetenz einschränken und die er voraussichtlich durch die Rehabilitation verbessern kann,
  • die Erkrankung/Behinderung in einer ambulanten geriatrischen Reha nicht adäquat zu behandeln ist,
  • es aus medizinisch-psychologischen Gründen notwendig ist, den Patienten aus seinem gewohnten sozialen Umfeld zu lösen.

Was sind die Voraussetzungen für eine geriatrische Rehabilitation?

Voraussetzungen für die Beantragung einer geriatrische Rehabilitation sind:

  • höheres Lebensalter (mindestens 70 Jahre),
  • ein Rehabilitationsbedarf,
  • eine Rehabilitationsfähigkeit,
  • wenigstens zwei geriatrische Erkrankungen/Behinderungen.

Nach Genehmigung des Antrags behandelt das geriatrische Team den Patienten drei bis vier Wochen stationär. Hat sich sein Zustand innerhalb dieser Zeit etwas verbessert, befürwortet der Arzt eine Verlängerung der Reha-Maßnahme, die bei der Krankenkasse beantragt werden muss.

Wie läuft eine geriatrische Reha ab?

Nach Aufnahme in einer geriatrischen Rehabilitationsklinik erfolgt in der Regel zunächst eine ärztliche Untersuchung. Der Arzt führt hierbei zuerst eine Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und anschließend eine genaue körperliche Untersuchung durch. Danach wird wie bereits beschrieben, durch das geriatrische Team das geriatrische Assessment, d.h. die Bestandsaufnahme der funktionellen Störungen und Ressourcen des Patienten durchgeführt.

In der Teambesprechung werden die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme zusammengefasst und es wird ein strukturierter individueller Therapieplan erstellt. In diesem Plan sind sowohl die Reha-Ziele, die der Patient für sich angibt, als auch die therapeutischen Ziele jeder beteiligten Berufsgruppe enthalten. Außerdem werden die verschiedenen Behandlungen und die damit befassten Fachkräfte bestimmt.

Das sind je nach Diagnose

  • Ärzte verschiedener Fachrichtungen (z.B. Innere Medizin, Orthopädie),
  • Pflegepersonal,
  • Masseure,
  • Ergotherapeuten,
  • Physiotherapeuten,
  • Logopäden und
  • Ernährungsberater.

Ab dem zweiten Tag in der Reha-Klinik erhält der Patient je nach Belastbarkeit zwei bis vier Therapien pro Wochentag und die dafür erforderlichen Hilfsmittel. Die Therapien dauern jeweils 15 bis 30 Minuten. Einmal pro Woche bespricht das geriatrische Team in einer Team-Sitzung den Behandlungserfolg und stimmt die weiteren Therapien darauf ab. Je nach Bedarf führt es noch zusätzlich Akut-Behandlungen durch, wie beispielsweise die Gabe von Infusionen. Bei gehbehinderten Patienten überprüfen die Fachkräfte die häuslichen Gegebenheiten und veranlassen bei Bedarf einen behindertengerechten Umbau.

In manchen Einrichtungen findet außerdem noch eine Einweisung der Angehörigen statt. Diese lernen dadurch den passenden Umgang mit den alters- und krankheitsbedingten Beschwerden des Patienten. In der Entlassungsphase stellt das geriatrische Team dem Patienten medizinisch-pflegerische Hilfe in seinem Zuhause bereit.

Was ist eine mobile geriatrische Rehabilitation?

Eine mobile geriatrische Reha ist eine Reha-Maßnahme, bei der das geriatrische Team den Patienten in seiner Wohnung mit Therapie und Pflege versorgt. Das entsprechend seiner geriatrischen Erkrankungen zusammengestellte Fachkräfte-Team führt die Therapien vor Ort durch, um beispielsweise eine Verschlechterung seines Zustands durch eine fremde Umgebung (Klinik) zu vermeiden. Die Unterstützung durch Angehörige wirkt sich dabei ebenfalls positiv aus.

Da die Gegebenheiten des häuslichen Umfelds in die Therapie mit einbezogen werden, ist der Behandlungserfolg oft nachhaltiger als bei einer stationären geriatrischen Rehabilitation. Die mobile geriatrische Reha eignet sich außerdem für schwer eingeschränkte ältere Patienten, bei denen eine stationäre Reha-Maßnahme nicht ausreicht.

Fazit

Mit einer geriatrischen Reha bekommt der erkrankte ältere Patient wenigstens einen Teil seiner früheren Selbstständigkeit zurück. Die Zusammenarbeit des multidisziplinären Teams sorgt für eine umfassende Behandlung seiner verschiedenen geriatrischen Krankheiten. Auch in der letzten Therapiephase in den eigenen vier Wänden unterstützt es seine Genesung durch die geeignete Pflege.

Zuletzt geändert am : 20.04.2020

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