Fachkonferenz Vorsorge und Rehabilitation für Mütter/Väter und Kinder

Der Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V. veranstaltete am 24.10.2019 die Fachkonferenz „Vorsorge und Rehabilitation für Mütter/Väter und Kinder“ im Hotel Aquino in Berlin. Dreh- und Angelpunkt der Fachtagung war die Frage „Was kostet die Vorsorge-/Rehabilitationsleistung in Mutter- /Vater-Kind Einrichtungen?“. Die aktiva-Beratung im Gesundheitswesen hatte dazu ein Gutachten erstellt. Experten aus Wissenschaft, der Kostenträger und der Leistungserbringer bezogen Stellung zu den Ergebnissen.

Agnes Zimolong, aktiva Beratung im Gesundheitswesen GmbH
Das Aktiva Gutachten basiert auf einer Musterklinik mit 250 Betten und einer Auslastung von 95%. Mit nach TVöD kalkulierten Gehältern kommt das Gutachten auf ca. 53€ Personalkosten pro Belegungstag. Addiert man die Sachkosten in Höhe von ca. 26€ pro Tag, Investitions- und Kapitalkosten für Bau- und Ausstattung der Einrichtung (22€ pro Belegungstag) sowie einen Unternehmerlohn entstehen rechnerische Gesamtkosten von 105,69€ pro Belegungstag. Die heute üblichen Tagessatzhöhen liegen bei etwa zwei Dritteln von dieser Summe, was auf eine chronische Unterfinanzierung hindeutet.

Prof. Dr. Siegfried Geyer, Leiter der Forschungs- und Lehreinheit, Medizinische Soziologie der Medizinischen Hochschule Hannover
Aus klassischen Befragungsergebnissen und Analysen von GKV Routinedaten (Fehlzeiten, Diagnosen, Medikation) berichtet Prof. Geyer von positiven Effekten der Reha auf die Gesundheit der Patientinnen und Patienten. Die subjektive Gesundheit verbessert sich bei Rehabilitanden zwischen dem Aufnahmezeitpunkt (43% fühlen sich gut bis sehr gut) und dem Messzeitpunkt 6 Monate nach der Reha (80% fühlen sich gut bis sehr gut) deutlich. Außerdem sinken die AU-Zeiten und es ist ein geringerer Medikamentenverbrauch ablesbar.

Hannah Janßen, Geschäftsführerin der Friesenhörn-Nordsee-Kliniken GmbH, Jever
Dass Reha nachweislich wirksam ist und eine hohe Qualität liefert, ist inzwischen bekannt. Die Frage ist: wie lange noch und wovon eigentlich? Frau Janßen fordert eine leistungsgerechte Vergütung und eine finanzielle Qualitätsoffensive, da eine bessere Vergütung eine bessere Behandlung und damit eine höhere Qualität verspricht. Dies sei der einzige Schritt aus dem Teufelskreis der Qualitätsspirale (siehe Bild).

Präsentationsfolie Qualität in der Reha.
Teufelskreis der Qualitätsspirale, Hannah Janßen

Margot Jäger, Geschäftsführerin Katholische Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung und stv. Kuratoriumsvorsitzende des Deutschen Müttergenesungswerkes – Elly-Heuss-Knapp Stiftung
Frau Jäger führt aus, dass Patienten sich im digitalen Zeitalter überregional über Kliniken informieren werden. Entsprechend müssen Qualität und Vergütung daher bundesweit und nicht föderal definiert und geregelt werden. Außerdem dürfen Qualität und Vergütung nicht unabhängig voneinander betrachtet werden.

Bernd Beyrle, Leiter des Fachbereichs Stationäre Versorgung bei der Techniker Krankenkasse
Ohne Transparenz in der Qualität werden Preis und Patientenzufriedenheit zu ausschlaggebenden Belegungsfaktoren in der Mutter-Vater-Kind-Reha, sagt Bernd Beyrle von der Techniker Krankenkasse. Er wies aber auch auf das Grundproblem hin, dass – egal ob nach Preis oder Qualität entschieden – faktisch keine reale Steuerung der Patienten stattfinden kann. Das Verhältnis von Anträgen zu verfügbaren Plätzen sei so unausgewogen, dass die Kassen froh seien, wenn sie überhaupt freie Betten für die Patientinnen und Patienten fänden.

Ulla Schmidt, Mitglied des Deutschen Bundestages, ehemalige Bundesministerin für Gesundheit, ehemalige Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestages, Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.
In Ihrer Rede begeisterte Frau Schmidt vor allem mit der Forderung nach Direktverordnungen für die Mutter-Vater-Kind Reha und erntete damit spontanen Beifall. Mit großem Engagement setzt sie sich für einen niedrigschwelligen Zugang zu den so wichtigen Rehaleistungen ein. In Bezug auf die Vergütung der Reha macht Frau Schmidt klar: „Das Geld muss der Leistung folgen“ und gute Qualität belohnen. Leider scheue das Gesundheitswesen die Transparenz wie der Teufel das Weihwasser. Ob sie sich bei dieser Aussage bewusst darüber war, dass die Veranstaltung in den Tagungsräumen der Katholischen Akademie stattfand…?

23.10.2019

Gruppenbild der Referenten bei der Konferenz vom BPDK.
Referenten der Fachtagung
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