"Pflegend leicht aktiv bleiben"

Ein Workshop für Angehörige von Schlaganfallpatienten

Pflegende unterstützt Patienten dabei einen Ball zu greifen.

Welche Bedeutung hat es, pflegende Angehörige schon in der Akutphase der Behandlung in die Betreuung und Versorgung von Schlaganfallpatienten mit einzubeziehen? Dieser Frage kam Frau Raqué (Ergotherapeutin B.Sc.) im Rahmen einer umfassenden Studie im Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof, Bad Wildbad nach.

Auf Grundlage der Ergebnisse stellte sich heraus, dass die Angehörigen verstärkt Bedarf haben, in den Therapiealltag mit einbezogen zu werden. Dies zeigte sich insbesondere in den Aussagen über die Sorgen und eventuellen Ängste vor der Entlassung der Patienten. Die Angehörigen fühlten sich nicht ausreichend mit der zukünftigen Situation vertraut und könnten die Situation nur schwer überblicken. Dabei spielen besonders pflegerische Maßnahmen bei den Alltagsaktivitäten eine große Rolle. Zudem wurde festgestellt, dass die Angehörigen zu wenige Informationen bezüglich des Krankheitsbildes „Schlaganfall“ erhielten.

Angesichts dieser Vorarbeiten und der Notwendigkeit, pflegende Angehörige bereits während der Rehabilitation des Schlaganfallpatienten zu unterstützen, entstand das Projekt „Pflegend leicht aktiv bleiben“ im Dezember 2015.

Die Bedeutung der pflegenden Angehörigen
Die Angehörigen von Schlaganfallpatienten stellen eine wesentliche Säule bei der Versorgung und Rehabilitation von Schlaganfallpatienten dar, insbesondere diejenigen, die ihren pflegebedürftigen Angehörigen  im Anschluss an die Behandlung zu Hause pflegen wollen. Dazu gehören die Unterstützung und Abnahme von alltäglichen Tätigkeiten wie auch die Grundpflege und geistige Anregung.

Angehörige bilden eine emotionale Stütze für den Patienten und sind dessen wichtigste Bezugsperson. Darüber hinaus sind die Angehörigen eine wichti ge Informati onsquelle für die behandelnden Therapeuten – sie kennen am besten den Alltag und die Vorlieben des Patienten.

Weiterhin wird deutlich, dass sich nicht nur das Leben des Schlaganfallpatienten umstellt, sondern sich auch der Alltag der Angehörigen verändert. So leiden Angehörige in der Akutphase unter schweren Ängsten und Sorgen bezüglich des Gesundheitszustandes des Patienten. Während der stationären Rehabilitationsbehandlung häufen sich Depressionen und Angststörungen nicht nur bei den Schlaganfallbetroffenen, sondern auch bei den Angehörigen. Zudem konnte gezeigt werden, dass die Ehepartner von Schlaganfallpatienten unter Schlafstörungen leiden. Aufgrund der genannten Faktoren werden Angehörige als Risikogruppe für aff ektive Neuerkrankungen angesehen. Hierzu steht der Schweregrad des Schlaganfalls in Relation.

Für uns als Therapeuten ist es somit ein Anliegen, dass Angehörige, die ihren Partner oder Elternteil zu Hause pflegen wollen, die Möglichkeit bekommen, die Behandlung mit zu beeinflussen und schon erste Schritte für die Versorgung zu Hause einzuleiten.

Ziel dieses Workshops
Unter dem Motto „Pflegend leicht aktiv bleiben“ – ein Workshop für Angehörige von Schlaganfallpatienten wurde das Programm von einem interdisziplinären Team, bestehend aus den Fachbereichen Ergotherapie, Physiotherapie, Psychologie, Logopädie und Ärzten entwickelt und durchgeführt. Das Projekt soll dazu dienen, die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit zu erhalten, die bestmögliche Bewältigung des Pflegealltags zu gewährleisten und somit die Lebensqualität des Angehörigen und des Patienten zu verbessern. Als Richtlinie des Projektes „Pflegend leicht aktiv bleiben“ diente der Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes. Das Projekt besteht aus drei Vorträgen aus den Fachbereichen Medizin, Physio- und Ergotherapie sowie Psychologie. Während der Fachvorträge stehen ein Facharzt sowie Therapeuten mit umfangreichen Erfahrungen in der Schlaganfallbehandlung als direkter Ansprechpartner zur Verfügung. Im Anschluss an die Vorträge fi nden drei Module in Kleingruppen statt, die sich aus Vorträgen sowie praktischen Übungssequenzen und einer durchgehenden Anleitung und Beratung von Fachpersonal zusammensetzen.

Die Intention des Programms ist es, Tipps und Anregungen für einen reibungslosen Übergang in das häusliche Umfeld zu vermittelt und praktisch zu erproben. Hierbei können aufkommenden Schwierigkeiten, wie beispielsweise Überforderung und Überbelastung, direkt entgegengewirkt werden, indem das Therapeutenteam den Pflegealltag gemeinsam mit den Kursteilnehmern durchspielt und optimiert. Die Workshops finden nach Anmeldung in Abständen von sechs bis acht Wochen mit einer Dauer von circa vier Stunden statt.

Die regelmäßigen Befragungen von Teilnehmern unterstreichen in ihren Ergebnissen eine hohe Alltagsnähe und bescheinigen die Notwendigkeit der Inhalte dieses Workshops.

Zuletzt geändert am: 14.03.2019

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Portrait von Nina Vogt

Nina Vogt Ergotherapeutin
Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof GmbH

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