Eine App, die Leben rettet

Implementierung des Systems Mobile Retter im Landkreis Germersheim

Werbeplakat zur App "Mobile Retter"

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand entscheiden die ersten Minuten über die Überlebens- und Heilungschancen. Doch gerade in ländlichen Gebieten dauert es mitunter mehr als zehn Minuten bis Notarzt und Rettungswagen eintreffen. Diese Zeit überbrücken im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz nun die „Mobilen Retter“. Das Prinzip des Asklepios-Projekts: Jeder Mensch mit einer medizinischen Ausbildung kann Mobiler Retter sein, etwa Krankenschwestern, Ärzte, Rettungsdienstpersonal, Feuerwehrleute oder Rettungsschwimmer.

Nach einer Schulung lädt sich jeder Mobile Retter die App der Initiative auf sein Smartphone. Geht beim Rettungsdienst ein Notruf ein, bei dem es sich um einen Herz-Kreislauf-Stillstand handeln könnte, erhalten die Mobilen Retter eine Nachricht, die den kürzesten Weg zum Patienten haben. Nach erfolgter Rückmeldung werden die Einsatzdaten und die Wegbeschreibung weitergeleitet. Reagiert ein Mobiler Retter nicht binnen 20 Sekunden, wird der nächste Mobile Retter alarmiert.

Eine dieser Retterinnen ist Michaela Faugel. Die Fachkrankenschwester der Germersheimer Intensivstation erzählt: „Ich arbeite ehrenamtlich zusätzlich im Rettungsdienst. Deshalb kenne ich auch diese Seite und weiß, wie lange man mitunter braucht, bis man an der Einsatzstelle ankommt, da sich nicht in jedem Ort eine Rettungswache befindet. Einen Helfer mit medizinischer Ausbildung allerdings gibt es überall. “Sie selbst konnte schon in ihrer Nachbarschaft in den Einsatz kommen: „Eine tolle Sache, so schnell zur Stelle zu sein, wenn Hilfe dringend nötig ist!“

Nach Gütersloh, wo das System von Dr. med. Ralf Stroop, M.Sc. entwickelt wurde, war Germersheim deutschlandweit der zweite Landkreis, der es schaffte, die Idee in die Praxis umzusetzen. Die Initiative von  Dr. med. Matthias Wölfel, Ärztlicher Leiter der Notarztstandorte im Landkreis Germersheim konnte nur umgesetzt werden, da Dr. med. Volker Moog, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie- und Intensivmedizin sowie der Landrat des Landkreises Germersheim, Dr. Fritz Brechtel gemeinsam mit der Geschäftsführung der Asklepios Südpfalzkliniken diese begeistert aufnahmen und engagiert unterstützten.

Schematische Darstellung der Rettungswege inkl. Eintreffzeiten
Die genannten Eintreffzeiten basieren auf bundesweiten Durchschnittswerten
Karte auf der der Notfall und die umliegenden Retter eingetragen sind.
Mobile Retter finden sich meist in nächster Nähe zum Notfallort

„In den ersten 17 Monaten haben wir 367 Alarmierungen verzeichnet, davon wurden 224 beantwortet“, sagt Dr. Moog. „In rund 60 Prozent der Fälle kommen die Mobilen Retter vor dem Rettungsdienst an – im Schnitt schon 4 Minuten nach Alarmierung!“ Derzeit gibt es im Kreis Germersheim über 270 Mobile Retter. „Das System nutzt die Aus- und regelmäßige Fortbildung der qualifizierten Ersthelfer in Reanimationsmaßnahmen, so dass sich der Aufwand für den Einzelnen in einem akzeptablem Rahmen hält.“, so Projektleiter Dr. Wölfel. Der Landkreis und viele weitere Stellen hätten pragmatische Lösungen geschaffen, die die Umsetzung ermöglicht haben.

Die besondere Leistung bei der Umsetzung lag dabei nicht in der Technik oder darin Helfer zu gewinnen. Nein. In Rheinland-Pfalz sind die rechtlichen und organisatorischen Strukturen so unterschiedlich zu Gütersloh in Nordrhein-Westfalen, dass ein komplett neuer rechtlicher Rahmen konstruiert werden musste. In diesem Rahmen konnte der Landkreis die große Verantwortung der Trägerschaft übernehmen und jeder Retter weiß sich im Einsatz rechtlich geschützt und gut versichert. Dr. Wölfel freut sich, wenn viele Weitere dem Kreis Germersheim folgen – und so bundesweit Mobile Retter Leben retten.

Die Realisierung dieses Projektes wurde möglich durch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit des Vereines „Mobile Retter“ in Gütersloh als Ideengeber, dem Landkreis Germersheim als rechtlicher Träger, der Geschäftsführung der Asklepios Südpfalzklinken als Finanzier und Mitorganisation der Schulungen und öffentlichen Veranstaltungen, und vor allem den zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, ohne die es keine Mobilen Retter gäbe.

Die derzeit über 270 qualifizierten Retter aus dem Kreis sind Personen aus unterschiedlichen Einheiten, Organisationen und Kliniken, darunter das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Kreisverband Germersheim mit Bereitschaften und Ortsvereinen, DRK Rett ungsdienst Südpfalz GmbH, Malteser Hilfsdienst (MHD), Rettungsdienst Rülzheim, MHD Ortsverein Hatzenbühl, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Wörth, die Feuerwehren des Landkreises, das Technische Hilfswerk (THW) Germersheim, das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) Maximiliansau, Lehranstalt für Rettungsdienst, Betriebsmedizinischer Dienst Daimler, Notärzte, niedergelassene Ärzte und natürlich die Asklepios Südpfalzkliniken Kandel und Germersheim mit Schwestern, Pflegern und Ärzten.

Zuletzt geändert am: 14.03.2019

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Autor

Portrait von Dr. med. Matthias Wölfel

Dr. med. Matthias Wölfel Projektleiter und Leiter der Regieeinheit Mobile Retter Landkreis Germersheim
Facharzt für Anästhesiologie - Notfallmedizin / Oberarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin / Ärztlicher Leiter der Notarztstandorte Germersheim und Kandel / Sprecher der Leitenden Notärzte Kreis Germersheim
Asklepios Südpfalzkliniken GmbH Kliniken Kandel & Germersheim

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